Schüttengruber beendet Internationale Karriere

Schüttengruber beendet Internationale Karriere

Ende 2023 ist Schluß als FIFA-Schiedsrichter

Der ÖFB teilte diese Woche in einem Rundschreiben mit, dass FIFA-Schiedsrichter Manuel Schüttengruber, für viele überraschend, zum Jahresende freiwillig seine internationale Karriere beendet und den ÖFB ab 2024 als Schiedsrichter nicht mehr auf internationaler Bühne vertreten wird. Der 40 jährige Linzer will danach seinen sportlichen Fokus auf die nationalen Wettbewerbe, dem VAR ( Video-Assistent-Referee ) und jungen Talenten als Mentor widmen. Im exklusiven ooe-schiri.at Interview spricht der erfahrene Unparteiische, der seit 2014 mit über 70 internationalen Einsätzen auf der FIFA-Liste steht, über seine persönlichen Beweggründe, die Fortsetzung seiner nationalen Schiedsrichterkarriere und warum Spaß und Motivation für ihn das Um und Auf ist.

ooe-schiri.at: Lieber Manuel, du warst 10 Jahre lang bei ingesamt über 70 Einsätzen für die UEFA und FIFA unterwegs. Das Ende deiner internationalen Laufbahn kommt doch überraschend zum Jahresende, da du ja heuer im Sommer erst deinen 40. Geburtstag gefeiert hast. Wann hast du diesen Entschluss gefasst?

Manuel Schüttengruber: Ich habe das für mich selbst bereits Anfang 2022 beschlossen und vorausschauend, sowie zukunftsorientiert im Sommer 2022 in einem Gespräch mit der damaligen ÖFB Schiedsrichterkommission kund getan. So konnten damit auch hier die Weichen für die Zukunft gestellt werden. Auch mit dem neuen technischen Direktor Viktor Kassai sprach ich in den letzten Wochen seit seinem Amtsantritt im Juli des Öfteren über meine Pläne und stimmte mich ihm ab. Zuvor besprach ich alles natürlich mit meiner Familie und Freunden, holte mir Ratschlage ein und wo pro und contra ab. Normalerweise fällt es mir nicht schwer Entscheidungen zu treffen, bei dieser war es jedoch nicht so leicht für mich. Nun fühlt es sich jedoch absolut richtig und erleichternd an, diese Entscheidung nach 10 Jahren als einer von doch nur 7 Österreichischen Internationalen Referees getroffen zu haben. Meine Beweggründe teilte ich auch dem Schiedsrichterchef der UEFA, Roberto Rosetti, in einem Telefonat mit und auch er verstand meine Beweggründe. Es waren aufregende 10 Jahre, in denen ich 35 verschiedene Länder bereisen und sehr viel außergewöhnliches erleben durfte. Ohne die gemachten Erfahrungen hätten sich gewisse Dinge in meinem Leben so sicher nie ergeben.

ooe-schiri.at: Welche Gründe haben dich zu diesem Schritt bewegt?

Schüttengruber: Der wesentliche Grund ist, die Familie und mein Berufsleben. Ich möchte mit meiner Frau und den Kindern mehr Zeit verbringen und nicht wie bisher alles terminieren und planen müssen.
Die internationalen Spiele und der damit verbundene Aufwand stellen mittlerweile einfach eine zu hohe zeitliche und körperliche Belastung dar. Diese bringen mich immer wieder zu großen organisatorischen Problemen in der Fahrschule und in meiner Gesundheitspraxis und somit an meine Belastungsgrenze. Freizeit und vor allem auch einmal Zeit für mich selbst zu haben, hatte ich die letzten Jahre, außer in den sehr kurzen Spielpausen oder Verletzungspausen nie. Wobei auch hier stetig trainiert werden muss um International bestehen zu können. Ich merke nun doch immer öfters, dass mir genau diese Zeit mehr und mehr fehlt. Aber auch die sportliche Perspektive meiner österreichischen Kollegen hat eine Rolle gespielt. Wir haben beim ÖFB sehr gute Bundesliga-Schiedsrichter, die den nächsten Schritt auf der internationalen Bühne gehen können und eine Chance verdient haben, internationale Spiele zu leiten. Mein Oberösterreichischer „Nachfolger“ auf der Internationalen Liste wurde ja mit Stefan Ebner, der heuer das FIFA-Abzeichen verdientermaßen erhalten hat ja bereits gefunden. Bekanntlich wurde er erst letztens als Schiedsrichter der Saison 2022/23 ausgezeichnet. Ich kann nach jahrelanger Zeit als Oberösterreichs Nummer 1 somit beruhigt einen Schritt in die zweite Reihe machen und alles ruhiger angehen.

ooe-schiri.at: Lässt du es mit dem Ende deiner internationalen Laufbahn nun auch national ruhiger angehen, oder hörst du gar komplett auf?

Schüttengruber: Ich lasse mir das vollkommen offen. Wobei eines immer klar ist, wenn ich auf dem Platz stehe, gibt es mich zu 100% und wenn es mir keinen Spaß mehr macht, ich keine Motivation mehr verspüre oder ich keine 100% mehr geben kann, dann ist es auch komplett vorbei! Klar werden auch Fehler passieren, das ist eben menschlich, die werden mich auch nach wie vor ärgern, aber wie gesagt, wenn ich die von mir selbst geforderten Eigenschaften nicht mehr erbringen kann, dann ist es einfach, auch als Schuld gegenüber dem Sport, den Spielern, den Zusehern und Funktionären, Zeit meine Karriere zu beenden. Ich habe das schon immer gesagt, auch wenn es so manche Kollegen auf Grund meines Alters gar nicht verstehen. International war mein Ziel, selbstbestimmend, an der derzeitigen für das Österreichische Schiedsrichterwesen realistisch erreichbaren Spitze aufzuhören. Das hab ich geschafft und darauf bin ich auch Stolz.

 ooe-schiri.at: Das hört sich also noch lange nicht ans komplette aufhören an?

Schüttengruber: Wenn ich fit und gesund bleibe kann ich mir schon vorstellen weiter zu machen. Aber es hängt natürlich auch vom Körper ab, der schon ab und an ziemlich schmerzt (lacht). Fortschritt bedeutet, dass man manche Dinge loslassen muss um sich wo anders weiterentwickeln zu können. Es
können dadurch auch neue Türen aufgehen und sich neue Chancen entwickeln. Mir macht auch die herausfordernde Tätigkeit als Videoschiedsrichter ( VAR ), Einsatz für Einsatz aufs Neue unheimlich viel Spaß. Ich kann mich auch mit diesem Aufgabengebiet sehr gut identifizieren mir auch gut Vorstellen, wenn meine aktive Karriere am Feld einmal komplett vorbei ist, dass ich noch als VAR anhänge und mich dort spezialisiere.

ooe-schiri.at: Glaubst du das dir etwas abgehen wird

Schüttengruber: Hmmm..., dass kann ich jetzt so noch gar nicht sagen. Aber am ehesten wird mir das Rundherum und die Erlebnisse abgehen. Ich nutzte die Spiele bzw. Reisen auch immer um etwas von der Stadt oder dem Land zu sehen. Auch wenn dafür nie viel Zeit blieb, waren es sehr oft sehr schöne Momente und Eindrücke. Was mir sicher nicht abgehen wird, (lacht) ist das Planen und die tagelange Vorbereitung für ein internationales Spiel. 

ooe-schiri.at: Danke für die offenen Worte und alles Gute noch in der laufenden Saison!

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